Was versteht man unter Sensorische Integration?
Unter dem Begriff Sensorischer Integration (kurz SI) versteht man sämtliche Prozesse der Aufnahme, Verarbeitung und Organisation von Sinnesinformationen (Wahrnehmung). Das bezieht sich nicht nur auf alle aufgenommenen Sinnesreize aus der Umwelt, sondern auch auf diese, aus unserem eigenen Körper, wie z.B. über die Körperstellung im Raum oder die wichtigen Informationen aus unserem Gleichgewichtssinn.
„Alles beginnt vor
dem ersten Schritt“
Die Sensorische Integration und somit die kindliche Entwicklung, beginnt ab dem ersten Moment, bereits vor der Geburt. Gefolgt von den vielen kleinen großartigen Entwicklungsschritten die wir als Lernen bezeichnen und wir Eltern u.a. beim ersten Kopf heben, kindlichem Lächeln, Drehversuchen, Robben, Krabbeln, ersten gesprochenen Worten bewundern. Dahinter steht ein neuronales Feuerwerk im kleinen Kopf. In jedem dieser unzähligen Momente finden millionenfach neue neuronale Vernetzungen statt, welche wiederum die Grundlage für weitere komplexere Lernvorgänge und Entwicklungsschritte bilden. Aber woher „weiß“ ein Baby, wann wie der nächste Entwicklungsschritt folgt und wie z.B. Kopf heben und sich umdrehen funktioniert? Ausschlaggebend dafür, dass diese wunderbaren Entwicklungsschritte vollzogen werden können, sind u.a. die sogenannten frühkindlichen Reflexe. Diese Reflexe sind bereits vor der Geburt des Kindes angelegt, während der Geburt aktiv und sichern in den ersten Wochen das Überleben des Säuglings. Im Verlauf der nächsten Monate sind eine Vielzahl an frühkindliche Reflexen daran beteiligt, sensomotorische Entwicklung anzustoßen und das neuronale Netzwerk auszubauen. Immer komplexere Denkvorgänge werden möglich. Wir bezeichnen dies als Lernen. Zu bestimmten Zeiten, werden diese Reflexe gehemmt, sie sind nicht mehr notwendig. Man spricht hierbei auch von der „Integration dieser Reflexe.“ Ab dem ersten Moment des Lebens findet also bereits Sensorische Integration statt. An dieser Stelle wird deutlich: Entwicklung baut auf einander auf.
Die Sensorische Integration stellt somit die Grundlage unseres Fühlens, Denkens und Handels dar. Erfolgt aus bestimmten Gründen einer dieser Meilensteine der kindlichen Entwicklung nicht, müssen sich nicht automatisch Probleme auf dem weiteren Entwicklungsweg daraus ergeben. Das menschliche Gehirn kann viel kompensieren. Es ist dafür gemacht Lösungen, andere Wege zu finden. Ist die Sensorische Integration allerdings in mehreren Bereichen nicht altersentsprechend ausgebildet z.B. durch nicht ausreichend integrierte frühkindliche Reflexe, kann die kindliche Entwicklung ausgebremst werden. Kompensation ist nur noch unter großer Anstrengung oder nicht mehr möglich. Es kommt zu Schwierigkeiten, die das Kind immer mehr in seinen Bemühungen frustrieren und uns Eltern und Fachleute als nicht altersentsprechendes Verhalten oder Lernen auffallen kann.
„Im Lernen und Verhalten wird sichtbar,
wie das Gehirn Sinnesinformationen verarbeitet.“
(Jean Ayres)